Angeregt durch die Blogparade 1 Jahr Corona und Zöliakie von Ann Rose (der Autorin des Blogs getreidefeind) habe ich beschlossen, das vergangene Jahr mit seinen Einschränkungen und Herausforderungen mal Revue passieren zu lassen.
März 2020 – La Palma
Begonnen hatte 2020 mit den Meldungen aus China und bald auch mit den ersten Coronafällen bei der Fima Webasto in München. Wenn ich mich recht erinnere, war das zum damaligen Zeitpunkt irgendwie doch noch sehr weit weg. Und ja, alles nicht schön … aber halb so wild, die Schweinegrippe haben wir ja schließlich auch problemlos überstanden.
Eingeholt hat mich die Pandemie im Urlaub auf La Palma. War auf dem Hinflug noch alles weitgehend in Ordnung – bis auf den letzten Platz besetzter Flieger, keine besonderen Vorkehrungen, keine Masken – kam in Spanien dann von einem Tag auf den anderen die strikte Ausgangssperre. Und strikt heißt auch, anders als in Deutschland, strikt. Offiziell durfte man außer zum Beispiel zum Einkaufen oder zum Arztbesuch als Tourist nicht mehr vor die Türe. Das verbunden mit regelmäßig auf der Straße patrouillierender Polizei.
Die nächsten Tage waren ein stetes Wechselbad der Gefühle.
Einerseits die doch recht starke Einschränkung der Bewegungsfreiheit und die Frage, wie nach Deutschland zurückzukommen (der reguläre Flugbetrieb war inzwischen weitestgehend eingestellt). Dies verbunden mit den schrecklichen Nachrichten aus Italien.
Andererseits ein recht entspanntes Leben auf einer Finca mit ausreichend ‚Auslauf‘ in die Berge hinter dem Haus, viel Zeit zum Lesen und Entspannen, Gartenarbeit sowie regelmäßigen Yogaübungen und vor allem keinem Mangel an Klopapier, Backpulver sowie (glutenfreien) Mehl und (glutenfreien) Nudeln.
Aber, als Angestellter mit festem Job und regelmäßigen Arbeitszeiten muss man irgendwann doch zurück nach Deutschland. Und so habe ich meine Lebenspartnerin daheim vorsorglich zu Hamsterkäufen an glutenfreien Lebensmitteln, insbesondere Nudeln und Brot angestiftet. Meine Befürchtung war tatsächlich groß, dass diese als erstes ausgehen könnten und ich die nächsten Monate von Reis leben müsste.
2020 – der ‚Rest‘ des Jahres und mehr
Zurück in Deutschland kam alles nicht so schlimm, wie befürchtet. Die erste Welle war recht bald gebrochen und die Versorgungslage hatte sich schnell normalisiert. Wobei schon der Begriff ‚Versorgungslage‘ auf unsere westlichen Luxusprobleme hinweist – außer den wenigen ‚lebenswichtigen‘ Produkten wie Klopapier, hat es uns ja zu keiner Zeit an irgendetwas gefehlt. Und einen Engpass an glutenfreien Lebensmittel gab es auch nicht.
Ich habe eigentlich schon immer versucht, meine glutenfreie Ernährung so einfach und unkompliziert, wie möglich zu gestalten. Bedeutet
- viel rohes Obst und Salat zu essen
- selbst frisch zu kochen und
- weitestgehend Lebensmittel zu verwenden, die von Natur aus glutenfrei sind
Besonders im Urlaub habe ich entsprechend Zeit und Muße und versuche mit Alltagsgewohnheiten zu brechen.
Mein glutenfreier Einkauf beschränkt sich auf Basics wie glutenfreie Nudeln, glutenfreies Brot, glutenfreie Haferflocken und (ja, durchaus wichtig) glutenfreies Bier – ein schöner trockener Rotwein ist ja per se glutenfrei.
Beim eher seltenen Essen im Restaurant bevorzuge ich griechische und asiatische Küche die unter Berücksichtigung entsprechender Vorsichtsmaßnahmen, glutenfrei ist.
Etwas eintöniger wurde die tägliche Ernährung zweifellos durch die überwiegende Arbeit im Homeoffice. Hier vermisse ich unsere wirklich geniale Kantine, die die Kennzeichnung von Allergenen vorbildhaft lebt und auch den einen oder anderen glutenfreien Sonderwusch erfüllt, schon sehr.
Zusammenfassend kann ich aber sagen: Ja, glutenfrei Ernährung bedeutet Einschränkungen. Durch Corona hat sich für mich persönlich aber nichts Wesentliches geändert.
2021 – Ausblick und Motivation
Aus meiner Sicht haben Corona und glutenfreie Ernährung nicht wirklich viel miteinander zu tun.
In Bezug auf Corona habe ich die Hoffnung, dass sich parallel zur immer besser anlaufenden Impfkampagne unser Leben recht zeitnah wieder weitgehend normalisiert.
Der Zwang zur glutenfreien Ernährung und die damit verbundenen Einschränkungen werden uns Betroffenen dagegen dauerhaft erhalten bleiben. Allerdings: Ich empfinde eine glutenfreie Ernährung im Alltag kaum (mehr) als Einschränkung. Dazu muss ich sagen, dass meine Diagnose bereits gut 25 Jahre zurückliegt. Ich kenne es inzwischen kaum noch anders. Im Laufe der Zeit wird vieles zur Routine und es gibt Schlimmeres, wie uns die gegenwärtige Corona-Kriese zeigt.
Dennoch kann ich gut nachvollziehen, wie erschreckend und einschneidend die Nachricht, ein Leben lang auf glutenhaltige Nahrungsmittel verzichten zu müssen, im ersten Moment und lange darüber hinaus ist. Besonders wenn Kinder betroffen sind. Aber ich kann Euch aus eigener Erfahrung auch versprechen: Es wird alles gut … 🙂 … Auch wenn es zum aktuellen Zeitpunkt vielleicht noch nicht so scheint.
Lieber Günter, vielen Dank für deinen Einblick in das letzte Jahr. Beim Lesen deines Berichts habe ich gleich Fernweh bekommen. Ich habe in der erste Elternzeit 2015 8 Wochen auf LaPalma verbracht und es geliebt, dort zu wandern und essen zu gehen. Damals sind mein Mann und ich jede Woche in das Restaurant Franchipani gegangen. Die Küche war so lecker. Liebe Grüße, Ann