Mein La Palma, Teil 3 – Essen und Trinken

Im dritten und vorläufig letzten Teil der Artikelserie erzähle ich Euch, wie ich mich auf La Palma ernähre und was ich den ganzen Tag so esse und trinke. Kleiner Spoiler: Im Urlaub versuche ich meist Abstand zum Alltag zu gewinnen und möglichst gesund zu leben. Aber keine Angst, auch palmerische Spezialitäten wie Bier oder Wein direkt von der Insel sowie süße Leckereien kommen nicht zu kurz.

Bisher erschienene Teile der Artikelserie:
1) Anreise und Unterkunft
2) Aktiv unterwegs und entspannt am Strand
3) Essen und Trinken

Essen, trinken und genießen … Neben dem Wetter einer der Hauptgründe für mich, nach La Palma zu kommen. Ich liebe frisches Obst direkt vom Baum, Gemüse aus dem Garten und all die anderen leckeren Spezialitäten, die die Insel bietet.

Obst und Gemüse

Im subtropischen und mediteranen Klima La Palmas wächst fast alles, was das Herz begehrt. Äpfel, Aprikosen, Avocados, Bananen, Birnen, Esskastanien, Feigen, Granatäpfel, Guaven, Kakis, Kaktusfeigen, Mangos, Maracujas, Mandeln, Maulbeeren, Mispeln (Nisperos), Orangen und andere Citrusfrüchte, Papayas, Physalis (Kapstachelbeeren), Pflaumen, Trauben und Zuckerrohr, um nur die wichtigsten zu nennen. Dazu Kartoffeln, Paprika, Tomaten und jede Menge weiteres Gemüse.

Zu jeder Jahreszeit ist irgendetwas reif und kann geerntet werden. Ein wahrer Garten Eden.

Bei vielen Produkten könnt ihr selbst entscheiden, wo sie angebaut wurden – auf dem spanischen Festland (el pais) oder direkt auf La Palma bzw. den Kanaren (canarias). Tipp: Insbesondere bei den das ganze Jahr über erhältlichen Bananen stets die lokale Variante wählen. Die kanarische Banane ist kleiner und dicker als ihre große EU-Verwandte aber deutlich süßer und aromatischer. Meist wird sie noch grün angeboten. Das ist kein Problem und zeugt auch nicht von mangelnder Qualität. Was kaum einer weiß: Bananen werden stets grün geerntet. Die in Mitteleuropa im Supermarkt erhältlichen Früchte wurden in großen Reifehäusern mittels Gas nachgereift und kommen so vorbehandelt mit genau der gewünschten Farbe in den Laden. Hier auf La Palma übernimmt diesen Prozess die Natur. Einfach einige Tage liegen lassen. Dann verfärben sich die Bananen ganz von selbst langsam von grün nach gelb und bekommen schließlich die charakteristischen braunen Punkte. Gleichzeitig wird die Stärke in Zucker umgewandelt. Wem das zu lange dauert, der kann die Bananen auch zusammen mit einem Apfel in eine große Papiertüte geben. Der Apfel gibt das Reifegas Ethylen ab und beschleunigt so den Vorgang.

Ähnlich bei Avocados. Auch diese kommen in aller Regel steinhart in den Laden und auf den Markt und müssen daheim noch eine gute Woche reifen, bis sie so richtig zart und weich werden.

Und auch bei Orangen bevorzuge ich wo immer es geht lokale Ware. Diese ist meist schon an der Farbe zu erkennen. Eher gelb bis zart orange, manchmal noch mit einem grünen Bäckchen und nicht so makellos. Ein riesen Unterschied zu den aus den großen Plantagen vom Festland importierten Einheitsorangen gleich nebenan. In der Regel einige Cent teurer, dafür ein einmaliges saftiges Geschmackserlebnis. Erntesaison für Orangen ist auf La Palma von Herbst bis März. Angeblich gibt es auf der Insel auch eine Sorte, die im Sommer reift. Das Glück, diese zu probieren, war mir aber leider noch nicht beschieden.

Als ich die ersten male meinen Urlaub auf den kanarischen Inseln verbracht habe – damals noch auf Teneriffa, Gomera und Hierro – war ich extrem rohkostbegeistert und außer Obst, Salat und einigen Nüssen gab es dann konsequenterweise drei Wochen praktisch nichts anderes zu essen. Lecker, aber nicht immer einfach durchzuhalten. Ich kann mich noch erinnern, wie wir uns auf einer Wanderung sicherlich eine halbe Stunde über das Gulasch, das wir gleich am ersten Wochenende nach dem Urlaub kochen wollten, unterhalten haben.

Inzwischen bin ich nicht mehr ganz so streng mit mir. Dennoch versuche ich ganz bewusst Abstand zu meinen im Alltag oft frustgetriebenen ungesunden Essverhalten zu gewinnen. Und das fällt mir mit dem Abstand zum Alltag, den die Insel bietet, auch nicht schwer. Ein typischer Tag im Winter könnte zum Beispiel so aussehen: Zum späten (ausschlafen muss sein) Frühstück einige Orangen, dazu eine Banane oder Papaya mit Zitronensaft. Mittags nichts oder ein kleiner Snack mit Nüssen. Und Abends ein frischer gemischter Salat, Reis mit Gemüse oder (ich liebe sie) Spaghetti mit Knoblauch, Olivenöl und reichlich frischen Kräutern. Dazu ein kühles Bier oder lecker palmerischer Wein.

Rezepttipp Guacamole

Zutaten:

  • 2 reife Avocados
  • 1 EL Limettensaft
  • 1 Knoblauchzehe
  • Salz
  • 2 Tomaten
  • 1 EL frische Koriander- oder Petersilienblätter

Zubereitung:

  1. Avocados halbieren und den Kern entfernen
  2. das Fruchtfleisch mit einem Löffel herauslösen und mit einer Gabel auf einem Teller zerdrücken
  3. Limettensaft untermischen
  4. Tomaten entkernen und in kleine Stücke schneiden
  5. Knoblauch schälen und fein hacken
  6. alles gut miteinander vermischen und je nach Geschmack mit den Koriander- oder Petersilienblättern garnieren

Auf die in fast jedem Rezept enthaltenen Zwiebeln verzichte ich ganz bewusst. Meiner Meinung nach zerstört der intensive Zwiebelgeschmack das feine Aroma der Avocado.

Aber keine Angst: So spartanisch muss auf La Palma niemand leben und auch Fisch- und Fleischliebhaber kommen auf Ihre Kosten.

Wasser

Wenn ich Durst habe, trinke ich Wasser! Entweder direkt aus der Leitung oder aus der Flasche. Zumindest mit dem Leitungswasser ist das auf La Palma aber gar keine so eindeutige Sache. Je nachdem, woher das Wasser kommt, unterscheidet man hier nämlich zwischen Stadtwasser und Aktien- oder Galeriewasser. Was bei Euch aus dem Hahn kommt, fragt ihr am besten euren Vermieter.

Aktien- oder Galeriewasser ist privates Wasser. Ganz vereinfacht: Eine Reihe von Privatpersonen hat sich zu einer Genossenschaft oder Aktiengesellschaft zusammengetan, einen Stollen in den Berg geschlagen und verteilt nun das gewonnene Wasser über ein eigenes Kanal- und Rohleitungsnetz an die Teilhaber. Die Menge an Wasser, die jedes Mitglied erhält, wird über die Zahl der erworbenen Aktien geregelt. Im Unterschied zur Wasserversorgung in Deutschland läuft das Wasser ständig. Der Grundstückseigentümer muss also einen offenen oder geschlossenen Tank bauen, um das Wasser aufzufangen und zwischenzuspeichern und Unterschiede zwischen Sommer und Winter auszugleichen.

Stadtwasser wird von den Gemeinden oder dem gemeindlich konzessionierten privaten Unternehmen Canaragua geliefert, läuft nur bei geöffnetem Hahn und über eine Wasseruhr abgerechnet. Es ist aufbereitet und wird nach der EU-Trinkwasserverordnung gechlort.

Eigentlich alle Residenten (dauerhaft hier lebende Deutsche), die ich auf La Palma kenne, bestätigen mir immer wieder die die hohe Reinheit und Qualität des Galeriewassers und trinken es bedenkenlos. Ich hab‘ mich lange schwer damit getan und mir alle möglichen Schreckensszenarien der Verunreinigung und der damit verbundenen Krankheiten ausgemalt. Inzwischen sehe ich das Ganze entspannter, auch wenn ich immer noch Wasser aus der Flasche oder selbst gezapftes Wasser (s.u.) vorziehe. Gechlortes Stadtwasser ist mir immer noch suspekt.

In (Plastik)Flaschen abgefülltes Wasser wird in jedem Supermarkt für wenige Cent verkauft. Angefangen von der Halbliterflasche über die 1,5-Literflasche bis hin zu Kanistern mit 5 oder gar 8 Litern. Glasflaschen sind die Ausnahme und eher schwer zu finden.

Am häufigsten angeboten wird das direkt auf der Insel abgefüllte Wasser der Marke Barbuzano. Aus Interesse habe ich hier mal die Inhaltsstoffe notiert:

  • Bicarbonato – Bicarbonat (Hydrogencarbonat) (HCO3): 38,7 mg/l
  • Sulfato – Sulfat (SO4): 1,8 mg/l
  • Cloruro – Chlorid (Cl): 4,5 mg/l
  • Calcio – Calcium (Ca): 1,5 mg/l
  • Sodio – Natrium (Na): 12,3 mg/l
  • Potasio – Kalium (K): 2,7 mg/l
  • Silice – Siliciumdioxid (SiO2): 33,6 mg/l
  • Fflúor – Fluor (F): 0,26 mg/l
  • Magnesio – Magnesium (Mg); 1.7 mg/l

Für mich als Münchner erstaunlich: Da die La Palma vulkanischen Ursprungs ist, enthält das Wasser praktisch keinerlei Kalk und ist dadurch besonders weich.

Das (angeblich) beste Wasser La Palmas gibt es nicht im Laden zu kaufen. Das müsst ihr euch an einer unscheinbaren Zapfstelle an der Straße zum Mirador de la Cumbrecita kurz hinter der Schranke (!) selbst abfüllen. Besonders am frühen Abend kann es schon mal zu längeren Wartezeiten kommen, wenn vor Euch jemand mit einem Dutzend und mehr 5-Liter Plastikkanistern den Familienvorrat für eine Woche zapft.

Ob das Wasser wirklich besser schmeckt oder gesünder ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Im Grunde genommen ist es nichts anderes als Galeriewasser. Trotzdem komme ich, wenn ich in der Gegend bin, immer wieder gerne vorbei. Ich liebe die Stimmung am späten Nachmittag. Es ist ungewöhnlich still. Das Tal liegt bereits im Schatten. Die meisten Tagesausflügler sind längst weg. Und in der Ferne leuchten die Gipfel der Caldera golden im warmen Abendlicht. Dass ich dann meine Wasservorräte auffülle und ein paar Flaschen mit nach Hause nehme, versteht sich von selbst.

Bier

Es macht riesen Spaß, sich durch die verschiedenen spanischen Biere zu probieren. Eines leckerer als das andere.

Da ich an einer Glutenunverträglichkeit leide, ist La Palma für mich fast schon das Paradies. Auf Anhieb fallen mir mindestens 5 Sorten glutenfreier Biere ein, die auf der Insel erhältlich sind, zum Beispiel:

  • Estrella Damm Daura – sin gluten (gibt’s sogar in regulären Angebot bei Lidl)
  • MAHOU Cinco Estrellas – sin gluten
  • San Miguel – gluten free

Und das zu Preisen ohne den in Deutschland üblichen Glutenfrei-Aufschlag.

Eine Besonderheit La Palmas ist die kleine Brauerei Cervecería Isla Verde in El Jesús kurz vor Tijarafe. Angeboten werden fünf verschiedene selbstgebraute Biere – davon ebenfalls zwei glutenfreie:

  • Julieta Rubia – ein glutenfreies golden Ale
  • Julieta Negra – das erste glutenfreie Schwarzbier aus Spanien

Irgendwo habe ich mal gelesen, dass Julieta, die Tochter des Chefs Gino de Reuwe selbst von Zöliakie betroffen ist und ihren Vater gebeten hat, doch auch mal ein glutenfreies Bier zu brauen. Voilà: Zumindest der Name wäre damit erklärt.

Dazu gibt’s einen multikulturellen Mix an Tapas und kleinen Gerichten sowie einen grandiosen Ausblick auf den Atlantik.

Wein

Bier hilft gegen den Durst. Wein ist ein Genuß … naja, oder so ähnlich … Über La Palma und seine Weine ließe sich sicherlich ein ganzer Artikel schreiben. Und wahrscheinlich hat das auch irgendjemand schon viel besser gemacht, als ich das könnte. Daher hier einfach mal meine Top 4:

Weißweine

  • Teneguía: Listán Blanco
  • Bodegas Noroeste: Vega Norte – Criollo Albillo

Rotweine

  • Bodegas Noroeste: Vega Norte – Listán Prieto
  • Bodegas Noroeste: Vega Norte – Vino de Tea

Die genannten Weine gibt es in vielen Supermärkten zu Preisen zwischen 5 und 10 Euro zu kaufen.

Palmerische Weine werden jung getrunken. Und das meistens von den Palmeros selbst. Im deutschen Weinhandel werdet ihr die Weine also kaum finden. Und selbst, wer im Sommer kommt, kann schon zu spät dran sein. Der alte Jahrgang ist bereits ausverkauft, der neue noch nicht im Handel.

Der letztgenannte Vino de Tea ist eine Besonderheit. Er wird in Holzfässern aus dem harzigen Kernholz der Kanarenkiefer ausgebaut und erhält dadurch einen ganz eigenen Geschmack. Manche behaupten auch, dass bei den günstigeren Weinen der Einfachkeit halber lediglich Schnipsel aus Tea-Holz in den Stahltank geworfen werden. Ob das stimmt? Keine Ahnung. Wie dem auch sei, auf Grund der intensiven Harznote definitiv nicht jedermanns Sache.

Auch lecker …

Getrocknete und frittierte Bananen

Bananen kann man auf La Palma nicht nur frisch verzehren. Eine schöne Abwechslung sind im Ganzen getrocknete Bananen. Besonders geeignet als leichter, nahrhafter Proviant auf längeren Wanderungen. Leider sind diese nicht immer leicht zu bekommen. Ich kaufe sie meistens in einem Bioladen am Rande von Los Llanos am südlichen Ende der Calle Pedro Miguel Hernández Camacho. Fast im jedem Supermarkt gibt es dagegen kleine Tütchen mit frittierten Bananen in Scheiben – erhältlich in verschiedenen Geschmacksrichtungen wie Natur, mir Chili oder mit Knoblauch.

Zu weiteren palmerischen Spezialitäten, wie Schafs- und Ziegenkäse, Schrumpelkartoffeln mit Mojo, Schinken sowie Mandeln Mandelmus und süßen Mandelplätzchen werde ich bei der nächsten Überarbeitung des Artikels sicherlich noch mehr schreiben. Versprochen!

Euer Feedback?

Nun würde mich natürlich auch Euer Feedback interessieren. Was reizt Euch kulinarisch auf La Palma am meisten? Vielleicht habt Ihr ja auch den einen oder anderen Tipp zu Eurem Lieblingsrestaurant? Da ich meist selbst koche, kann ich da nicht so wirklich viele Tipps beisteuern. Also: Schreibt einfach in die Kommentare. Ich freu mich!

2 Gedanken zu „Mein La Palma, Teil 3 – Essen und Trinken

  1. Hallo Günter,
    ich liebe Rohkost und ernähre mich fast ausschließlich vegan. Auf die Idee auf die Kanaren zu reisen, bin ich allerdings noch nie gekommen. Das erschien mir immer zu voll und zu spießig. Jetzt neu auf meiner Bucket List.
    Liebe Grüße
    Lisa

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